Online einkaufen kann auch regional sein
Höhenrausch-Stirnbänder haben Kultstatus. In Deutschland und Österreich sowieso, mittlerweile tragen auch in Italien bergaffine Menschen die bunt bedruckten Bänder aus dem Berchtesgadener Land. Die Idee dazu hatte Marcus Stumpf vor fast zehn Jahren. Er hat nicht nur den Schritt in die Selbständigkeit gewagt, sondern mit einer kontinuierlichen Social Media-Arbeit und einem Online-Shop sein Produkt überregional bekannt gemacht. Dabei hat er sich alles selbst beigebracht. Sein wichtigstes Arbeitsgerät ist längst das Smartphone.
Als Du 2011 mit Höhenrausch gestartet bist, hast Du alles alleine gemacht: designen, nähen, verkaufen. Mittlerweile bist Du in Bad Reichenhall in größere Geschäftsräume umgezogen und beschäftigst Mitarbeiter.
Ursprünglich war ich Werbetechniker und habe Beschriftungen und Bedruckungen aller Art gemacht. Das mit den Stirnbändern kam langsam dazu und entsprechend vorsichtig konnte ich in die Selbständigkeit reinwachsen. Ich habe jetzt acht Mitarbeiter, allerdings nicht Vollzeit, aber alleine könnte ich das alles längst nicht mehr schaffen. Sie kümmern sich um Rechnungswesen, Buchhaltung, Bestelleingang und Versand der Ware und um die Produktion. Denn alle Höhenrausch-Stirnbänder werden nach wie vor handgenäht und sind „made im Berchtesgadener Land“, das ist unser Markenzeichen.
Du hast von Anfang an Deine Artikel auch in einem Online-Shop angeboten?
Ich habe vier Säulen: den Laden in Bad Reichenhall, den Verkauf über Händler, Firmenkunden, die individuelle Anfertigungen benötigen und den Online-Shop, der einen großen Teil des Umsatzes ausmacht. Dabei habe ich ihn anfangs überhaupt nicht gepflegt, aber ich dachte mir, es wäre cool einen zu haben. Dass viel Arbeit dahintersteckt, bis jemand wirklich dort einkauft, war mir nicht klar. Ich hatte kaum Ware im Shop und kein System dahinter. Im Nachhinein muss ich sagen: Ich war sehr blauäugig und einfach sicher, dass jeder mich und meine Internetseite findet. Als mich der Online-Shop jeden Monat mehr gekostet hat als ich eingenommen habe, habe ich begonnen, ihn kontinuierlich und professionell aufzubauen. Dazu gehören so Dinge wie gute Artikel-Bilder und die richtigen Keywords. Das größte Problem war aber: Ich habe nicht verstanden wie ich den Shop mit den Kunden verknüpfe. Damals gab es kaum Kurse dazu, ich habe einfach ausprobiert. Bis dann Youtube-Videos aufgekommen sind, da schaue ich mir bis heute viel ab.
Facebook und Instagram hast Du auch sofort mitbedient?
Ja, anfangs allerdings über private Konten und dann erst über Business-Seiten. Ich habe meine Reichweite kontinuierlich gesteigert. Und auch wenn ich bis jetzt „nur“ 4.000 Follower bei Instagram habe, ist das ein großer Unterschied zu ein paar Hunderten. Meine Homepage wird viel öfter geklickt und ich bin ein totaler Zahlenfetischist geworden. Wenn ich beispielsweise einen Newsletter verschicke, schaue ich ständig, wie hoch danach die Zugriffe auf den Shop sind. Nach jedem Newsletter oder jeder Online-Aktion kommen verstärkt die Bestellungen rein.
Ich hätte nie gedacht, dass das so gut geht und dabei reize ich nur einen Bruchteil dessen aus, was technisch möglich wäre. Das ist ein riesengroßes Potential, das viele überhaupt nicht nutzen.
Du machst Social Media alleine?
Ja, dafür habe ich niemanden eingestellt. Weil es mir Spaß bringt und ich mich mittlerweile gut auskenne. Allerdings muss man ständig dranbleiben, denn dieser Bereich verändert sich laufend. Aber wenn man mal Erfolg hat, dann macht man das gerne. Ich bin selbst immer noch verblüfft, wie gut das funktioniert.
Online und regional muss sich beim Einkaufen also nicht wiedersprechen?
Nein. Wer im Internet bestellt, kann trotzdem regional einkaufen, es ist nur eine andere Art des Einkaufens. Die Leute wollen das gerne Zuhause vom Sofa aus machen und ich biete ihnen die Möglichkeit, statt diesen Trend zu ignorieren. Im Lockdown war das für mich enorm wichtig. Trotzdem kommen auch viele Kunden zu mir ins Geschäft und suchen sich ihre Stirnbänder aus.
Egal ob Online- oder face-to-face-Verkauf: Man muss seine Kunden kennen und sich genau überlegen, wie man an sie herankommt.
Was ist dein Ratschlag?
Auf jeden Fall das Online-Geschäft mitnehmen und einfach ausprobieren. Und wenn es gut läuft unbedingt dranbleiben – oder jemanden dafür einstellen, es lohnt sich.
Das Interview führte Kathrin Thoma-Bregar