Klimaschutz im Berchtesgadener Land:
Unternehmen und Landwirte starten Humusaufbau-Projekt
Immer mehr Unternehmen, Organisationen und Kommunen beschäftigen sich mit der Frage, wie sie ihren CO2-Ausstoß verringern und nicht vermeidbare Emissionen durch Klimaschutzprojekte kompensieren können. Allerdings fanden diese Projekte bisher meist in Entwicklungs- oder Schwellenländern statt; dabei haben unsere heimischen Böden ein riesiges Potenzial, große Mengen an CO2 zu binden – und zwar in Form von Humus. Deshalb haben fünf Unternehmen und fünf Landwirte aus dem Berchtesgadener Land ein regionales Pilotprojekt gestartet, das es sich zum Ziel gesetzt hat, auf landwirtschaftlich genutzten Flächen Humus aufzubauen und dadurch vermehrt CO2 zu speichern. Koordiniert wird das Projekt über die gemeinwohlorientierte Initiative positerra, Schirmherr ist Landrat Bernhard Kern: „Klimaschutz ist wichtig für unseren Landkreis und darüber hinaus. Daher habe ich gerne die Schirmherrschaft für dieses zukunftsweisende Projekt übernommen, in der Hoffnung, dass dem Beispiel in den kommenden Jahren viele weitere Landwirte und Unternehmen aus unserem Berchtesgadener Land folgen werden“, betont Bernhard Kern.
Besserer Boden für besseres Klima
Humus entsteht durch komplexe Prozesse im Boden, die von Milliarden von Bodenlebewesen wie Mikroorganismen, Pilze oder auch Regenwürmer verrichtet werden. Alle zusammen sorgen dafür, dass organische Stoffe, z.B. Pflanzenreste, gemeinsam mit den Mineralien des Bodens in Humus umgewandelt werden. Und der macht Böden nicht nur fruchtbarer, sondern sorgt auch dafür, dass diese mehr Wasser speichern können und somit Dürrephasen besser überstehen. Bei Starkregen nehmen sie das Wasser schneller auf, so dass Erosionen vermieden werden. Außerdem wird das Bodenleben gestärkt und die Artenvielfalt steigt. Und selbst das Grundwasser wird besser – denn Humus speichert Stickstoff, der ansonsten versickern würde.
Möchte man Humus aufbauen, müssen Landwirte auf eine regenerative Bewirtschaftung umstellen. Sie setzen dann auf gezielte Bodenlockerung mit wenig oder komplett ohne Pflügen, eine Stärkung des Bodenlebens sowie vielgliedrige Fruchtfolgen mit Zwischenfrüchten, die in den Acker eingearbeitet werden, um den Bodenlebewesen als Nahrung zu dienen. Zudem wird durch den Einsatz von effektiven Mikroorganismen und Pflanzenkohle der Bodenstoffwechsel unterstützt. Im Laufe der Jahre reichert sich so immer mehr Humus an und der Boden regeneriert sich.
Unterstützung durch Boden-Paten
Für die Landwirte bedeutet dies zum Start jedoch einigen Aufwand. Deshalb bringt positerra umstiegswillige Landwirte mit Unternehmen, Kommunen oder auch Privatpersonen zusammen, die sich über eine „Boden-Patenschaft“ in Sachen Klima- und Umweltschutz engagieren und regenerative Landwirtschaft fördern möchten: „Wir als Sparkasse verstehen uns dabei nicht nur als Finanzierungspartner, sondern als Begleiter in Zukunftsfragen von Privatpersonen und Unternehmen in unserem Landkreis. Dementsprechend sind wir stolz darauf, dass wir dieses bundesweit erste Projekt dieser Art zu uns in die Region holen konnten“, erklärt Helmut Grundner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Berchtesgadener Land.
Der Feldversuch läuft zunächst über drei Jahre. Dafür stellt jeder der Landwirte fünf Hektar bereit; Prognosen gehen davon aus, dass pro Hektar rund 45 Tonnen CO2 in den Böden gebunden werden können. Im Sinne der Nachhaltigkeit soll die CO2-Bindung über das Pilotprojekt hinaus erhalten und nach Möglichkeit ausgebaut werden.
(30.09.2021)